Unter dem Stichwort „Europäische Berufsanerkennungsrichtlinie“ (Tätigkeitsbericht Punkt I., 2. und I., 3.) werden thematisiert:
zum einen die europäische Regelung der Ausbildungsanforderungen im Zusammenhang mit den Standards zur Anerkennung von Diplomen und Berufsqualifikationen und deren Umsetzung in deutsches Recht (Stichwort: „Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz“);
zum anderen die Bestrebungen, das Vertragsrecht europaweit zu vereinheitlichen.
Die hierbei vom Vorstand vertretene Haltung erweckt den Eindruck, als müsse man den deutschen Arbeits- und Rechtsbereich vor den geringeren (geringerwertigen?) „Ausländer“-Qualifikationsnachweisen schützen.
Kein Wort darüber, ob im Gegenzug deutsche Architekten von den geringer reglementierten Anforderungen im Ausland profitieren. Oder praktizieren unsere europäischen Nachbarstaaten auf vergleichbare Weise einen solchen Protektionismus?
Vielleicht böte sich als ein näher liegendes Ziel an, sich für die Vereinheitlichung der unterschiedlichen Berufsregelungen / -satzungen / -verordnungen in den einzelnen Bundesländern und für wettbewerbsfaire Verfahrensregelungen einzusetzen. Denn die aktuellen „innerdeutschen“ Rahmenbedingungen tragen bereits zu einer Ungleichbehandlung von Berufskollegen – auch eine Art von „Inländer-Diskriminierung“ (Begrifflichkeit aus dem Tätigkeitsbericht) – zwischen den Bundesländern untereinander bei, z.B. bei den Mitgliedsbeiträgen, den Fortbildungsordnungen (sanktionierte Nachweispflicht) oder übergreifend bei den Ausschlussbedingungen von Wettbewerbsverfahren.
Warum wird hierin nicht mit demselben Selbstverständnis gehandelt, mit dem sich die AKH gegen eine zu komplexe und zu ausufernde Normierung ausspricht (Tätigkeitsbericht Punkt I., 5), und konsequenterweise die Reduzierung und Vereinfachung des Regelwerks auf das Notwendigste fordert?
Am Ende stellt sich die Frage, wem diese Abgrenzung gegenüber anderen Bundesländern und europäischen Nachbarstaaten tatsächlich nützt:
dem Gros der Architekten hierzulande, dem Verbraucher oder der Selbsterhaltung der Kammer als quasi autonome/monopole Körperschaft des öffentlichen Rechts?